Jägersburg
Kreis Arnswalde, Neumark
Der tolle Hans

Der Markgraf  Hans auf der Jägersburg im Regenthinsee

Der Markgraf Johann von Kuestrin, auch Hans genannt, gründete um 1542 das Jagdschloss bzw. Jagdhaus Jägersburg.
Doch schon kurze Zeit nachdem Markgraf Hans von Küstrin das Schloss bewohnte, wollte der Teufel seiner Seele habhaft werden, und er versuchte alles um dieses zu erreichen.
Der Teufel scheute weder List noch Lüge und versprach ihm als Lohn für die Hergabe der Seele teuflische Macht und Herrschaft.

Eines Tages konnte Markgraf Hans dem Teufel jedoch nicht mehr widerstehen und ging mit ihm eine Wette ein.
Der Teufel versprach dem Markgrafen für die Herausgabe seiner Seele vom Schloss aus bis zum gegenüberliegenden Seeufer, der sogenannten Turmspitze, unter dem See hindurch einen befahrbaren Tunnel zu bauen, damit er jederzeit trockenen Fußes sein dortiges Jagdrevier erreichen könne.
Auf dieses verlockende Angebot willigte Hans unter der Bedingung ein, daß der Teufel den Tunnel in nur einer Vollmondnacht und noch morgens vor dem ersten Hahnenschrei fertig haben mußte.

Gesagt - getan! In der ersten Vollmondnacht begann der Teufel mit seinem Werk. Er legte ein wahnsinniges Tempo vor, und Hans mußte erkennen, daß der Tunnel vor dem ersten Hahnenschrei fertig sein würde. In seiner Not gab er seinem Kutscher den Auftrag, einen Hahnenschrei zu imitieren, damit er seine Seele rette.
Gerade rechtzeitig, bevor der Teufel mit seiner Arbeit fertig wurde, krähte der Kutscher so laut und einem Hahnenschrei so ähnlich, daß der Teufel den Betrug nicht merkte.
Der Teufel geriet über die verlorene Wette und den Verlust der Seele so in Zorn und Wut, daß er mit seinem Pferdefuß mit solcher Gewalt auf den Boden stampfte, daß von der Erschütterung der Boden bebte und der Tunnel in sich zusammenfiel. Die Stelle an der Turmspitze, an der Teufel auf den Boden stampfte, ist bis auf den heutigen Tag noch zu erkennen.

Aber trotz aller Mißerfolge ließ der Teufel vom Markgrafen nicht ab. Immer wieder versuchte er, ihn durch allerlei List und Lüge in seine Gewalt zu bekommen. Endlich gelang es ihm. Hans verschrieb sich ihm mit Leib und Seele und empfing dafür als Entgelt teuflische Macht und Herrschaft.
Von da ab konnte er, ohne daß der Kutscher es merkte, von seinem Schloß und wieder zurück mit seiner Kutsche durch die Luft fahren.
Während der Fahrt heulte und pfiff es in der Umgegend auf dem Boden, als ginge ein schwerer Sturm mit Gewitter über das Land, so daß die Leute sich fürchteten. Der Kutscher aber merkte nicht, daß er in der Luft fuhr. Er wunderte sich nur, daß er das Rollen der Räder und das Klappern der Pferdehufe nicht hörte.
Als der Kutscher einmal bei voller Fahrt die Peitsche schwang, um den Pferden eins überzuziehen, schlang sie sich um einen Pfahl und blieb dort hängen. Am anderen Morgen suchte er sie und sah zu seinem Erstaunen, daß die Peitsche an der Regenthiner Kirchturmspitze hing. Der vermeintliche Pfahl war also die Kirchturmspitze.

Ein andermal verhakte sie sich in den Zweigen eines Busches. Der Busch aber war in Wirklichkeit eine Kiefer, die sich hoch über alle anderen Bäume im Wald erhob.
Dort, wo der Markgraf über die Wälder jagte, waren die Baumkronen geneigt und die Bäume verkümmerten.

Stehen im Gehölz niedrige verkrüppelte Stämme, sagten die Leute: "Seht, dort ist der Markgraf Hans hinübergefahren".
 

In dem nahegelegenden Dorf Althütte, Entfernung von Jägersburg ca. 8 Km, sagte man in Anlehnung an diese Sage, wenn mal ein schwerer Sturm oder ein Unwetter tobte, "der tolle Hans reitet mit seinem Gefolge duch die Luft zur Jagd"  Die Kinder fürchteten sich sehr und die Alten sprachen ein Gebet.
(nach Frieda Kornmesser, früher Althütte)

Quelle: Gestalten und Gespenster in der Mark, Verfasser unbekannt.
               Von Hans Köpnick, durch  Sibylle Jefferis, geb. Bierhals


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